| zurück zum maschek.blog

vladimir maschek, geboren 1902 in karlovy vary, besuchte von 1908 bis 1916 die dortige deutschsprachige k.u.k grund- und bürgerschule. kurz nach ende des ersten weltkrieges emigrieren die eltern maschek mit ihren 6 kindern nach wien-margareten. vladimir, seinem freundeskreis entrissen und seines bürgerlichen wohlstands über nacht beraubt, muss sich in den schweren zeiten als drucker und setzer alleine durchkämpfen und beschliesst 1930, die matura nachzuholen und sich für die sozialdemokratische sache einzusetzen.

maschek bleibt einem guten dutzend der kommilitonen aus der abendschule in lebenslanger freundschaft treu verbunden. für viele von ihnen währt das leben nicht mehr lang, müssen sie es doch im großen krieg lassen. der blutzoll ist hoch, nur vier männer aus mascheks maturaklasse erleben die zweite republik.  maschek tritt 1952 in den staatsdienst ein und wird binnen vier jahren vorstand der abteilung für hektografie und fotomechanische wiedergabe im wiener rathaus. die moderne verwaltung braucht eine unzahl an immer neuen drucksorten, die magistratsabteilung für hektografie muss bald personal aufstocken. vladimir maschek nützt die gelegenheit und versammelt die alten freunde aus der abendschule und aus der parteisektion in seiner dienststelle.

franz primus, willi schreiber, karel zejma, alois kröller, franz navratil und vladimir maschek. nicht nur eine eingespielte beamtenmannschaft im rathaus, sondern auch nach dienstschluss eine lebens- und sangesfrohe herrenrunde, die nicht nur ihren eigenen stammtisch, sondern ganze etablissements abendelang lachen und frohlocken machen.

wie jedes jahr feiert maschek auch diesmal das silvesterfest im kreise seiner freunde. heuer ist  ihm das gelingen des treffens ein besonderes anliegen, betont er doch bereits seit den sechziger jahren, dass er mit stolz erst am ende des jahres 2000 den beginn des neuen jahrtausends feiert. ende 99 war er aus protest über die mathematische ungenauigkeit des boulevards allen festveranstaltungen ferngeblieben.

am nachmittag des silvestertages macht sich maschek, ausgestattet mit einem halben dutzend flaschen seines geliebten ottakringer hellen, auf zu dem ort, an den im laufe der letzten 20 jahre immer mehr mitglieder des sextetts übersiedelt sind. der weg von der strassenbahnhaltestelle zum treffpunkt ist weit und wird von jahr zu jahr beschwerlicher, zumal auch für seine direkte anbindung an die öffentlichen verkehrsmittel bereits seit kaisers zeiten immer wieder pläne geboren, aber alsbald zu grabe getragen worden sind.

so zwingt die schwere last maschek, immer nach wenigen schritten innezuhalten und ein verschnaufpäuschen einzulegen. dennoch erreicht er noch vor einbruch der dunkelheit den treffpunkt und verteilt den mühselig herangetragenen gerstensaft an die freunde.

prost sektionschef primus, prost magister schreiber, prost hofrat zejma, prost direktor gröller, prost franzi navratil. vereint mit allen 5 genossen hält maschek inne auf dem grundstück, das er für die zeit gekauft hat, in der er dereinst nicht mehr von der seite der freunde weichen wird können. prosit hofrat maschek, prosit 2001!