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dworschak sorgt vor
Ferdinand Dworschak, geb.
1907 in Tulln, beginnt 1927 mit dem studium des hoch- und tiefbauwesens
an der technischen universität zu wien. er beschliesst sein studium
1933 mit mäßigem erfolg trotz großen lerneifers und unter entbehrung
sozialer kontakte. seine mitgliedschaft in einer katholischen hochschulverbindung
eröffnet ihm schnell den weg ins ministerium für bauten und technik.
er dient in der abteilung nutzbauwesen unter der leitung von sektionschef
mandelbrot. nur schleppend geht seine karriere voran, bis er 1938 über
nacht seinen alten hochschulprofessor alfons von lupstein als neuen
vorgesetzten erhält. von von lupstein protegiert, arbeitet dworschak
von nun an dankbar am aufbau einer auch im kriegsfall zureichenden wasserversorgung
für wien mit. in strategisch optimalen lagen plant seine abteilung die
errichtung von sechs unzerstörbaren türmen, den "flüssigkeitslagern
für allfällige katastrophenfälle". dworschak fällt eines tages das fehlen
einer anbindung der türme an die wasserzuleitung auf. er erstattet jedoch
keine meldung, da dies seine befugnisse erheblich überschreiten würde.
heute weiß dworschak auch, daß er sich damals mit seinem zweifel wohl
im irrtum befand, fungiert doch einer der inzwischen stillgelegten wasserspeicher
mittlerweile als "haus des meeres". mit verärgerung nimmt dworschak
jedoch zu kenntnis, daß der wiener volksmund die einst so wichtigen
"flüssigkeitslager für allfällige katastrophenfälle" heute als "flak-türme"
verballhornt. unbeirrt hält dworschak jedoch an der meinung fest, im
drohenden krisenfalle bedürfe es zuallererst der sicherstellung des
eigenen wasservorrats. als er auf zeitungstitelblättern vom krieg am
balkan erfährt, weiß dworschak sofort, was zu tun sei. im bewußtsein,
daß jede minute des zögerns lebensbedrohlich sein könnte, öffnet dworschak
die wasserzuleitung seines haushalts und sammelt das kostbare gut in
einem extra für diesen notfall angeschafften wasserbehälter. als der
wasserstand die markierung vergangener krisenfälle erreicht, weiß er,
daß die versorgung für das nächste halbe jahr gesichert ist. dworschak
schließt die wasserzuleitung seines haushaltes. um die angespannten
nerven nachhaltig zu beruhigen, gönnt er sich nun eine schale tee. doch
halt - er darf den speicher nicht im übermaß beanspruchen - noch ist
die städtische wasserversorgung gewährleistet.