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VOLKSSTIMMME, März 2001

Männer zum Lachen
von Augustine Leisch

Michael Häupl hätte ruhig ein bißerl siegen üben können. Schaut dieser Mensch nicht Fußball oder Skirennen? Daß er so gar nicht in der Lage war, atemlos die Arme hoch zu reißen und mit hochroten Backerl glückstrahlend irgendein "Ich kanns noch gar nicht glauben!" mit sieben Ausrufezeichen in die Mikrofone zu jauchzen? Die ihn gewählt haben - und auch die ihn nicht gewählt haben- hätten schon eine bißerl bessere Performance verdient. Überhaupt, wenn man sich schon in jeder Hinsicht und überall von Männern, von Männerbünden bzw Buberlpartien (im besten Fall garniert mit Alibidamen) regieren, beherrschen, anstellen, versichern, behandeln lassen muß, könnten die dann nicht wenigstens ein bißerl witziger und charmanter auftreten? Oder könnte man nicht endlich die regieren lassen, die wirklich was verstehen von Politik? Maschek zum Beispiel. Leider sind die keine Frauen. Aber wenigstens sind sie wirklich liebe Buben, die sich - eine Ausnahmeerscheinung unter der heutigen Jugend - noch wirklich für die älteren Menschen interessieren, alternde Witwen hilfreich bei ihrer ersten U-Bahnfahrt begleiten und pensionierten Hofräten, Kanzleiräte und Revierinspektoren bei der Freizeitgestaltung beraten. Maschek leben irgendwo mitten unter uns. Sie kennen die Hannsonsiedlung und entdeckten dort unverbildete KampfsportheldInnen des Alltags für den Favoritner Heimatfilm. Maschek reißen einfach den Zipverschluß auf, der Fernsehbild und Fernsehton zusammen hält und entblößen damit die nackte Hühnerbrust der österreichischen Innenpolitik, daß man sich ausgiebig an dem goldnem Playboyhaserl, das da im Brusttoupet herumtaumelt, erfreuen kann. Mit maschek an der Macht käme nie wieder jemand auf die Idee, Österreich nicht die Hand geben zu wollen, denn maschek kennen alle Prominenten der ganzen Welt und die meisten davon sind zu Gast bei ihren Shows. Da lernt man dann den internationalen Jet-Set von Franz Antel bis Elfriede Ott mal von der andren Seite her kennen. Nicht daß all diese faden Leute, durch den maschek.- Bildundtonwolf gedreht, auch nur eine Spur spannender würden. Aber aus den Hinterseiten der Opernballgäste (und leider: den Vorderseiten der Gästinnen), buchstabieren maschek heftiges Gelächter. Nach einem maschek.-Abend fragt man sich dann allerdings, mit wievielen dummen, blöden Menschen man eigentlich das eigene Gedächtnis bevölkern muß, um noch ein realistisches Bild von der Welt zu haben und man antwortet sich sofort: mit gar keinem einzigen. Schmeißt den Fernseher ins Stiegenhaus, mauert die Haustür zu und grillt zum Abendessen einen Wehrmachtssoldaten oder den Kieberer vom Kommissariat um die Ecke. Mahlzeit.

Aber maschek. kommen frühestens das nächste mal an die Macht, derweilen kriegen wir Häupl. Der sich hinstellt, und behauptet, daß er gewählt wurde, sei ein Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus. Wer wissen möchte, was solch ein abgründiger, rätselhafter, vieldeutiger Satz aus dem Mund eines sozialdemokratischen Wiener Bürgermeisters eventuell bedeuten könnte, gehe um 20 Uhr ins Spektakel. Dort tritt ein gewisser Zilk (den wir gerade glücklich vergessen hatten) wieder ins Rampenlicht. Mit seiner beredten Wiener Art plaudert er mit einem gewissen Hitler über dessen Leben und sein eigenes. Zilk redet von seiner Frau, Hitler schwärmt von seinen ideologischen Vorbildern und gemeinsam lassen sie sich von Wagners Rienzi rühren. Und obwohl alles sehr, sehr echt ausschaut, - Zilk redet haargenau wie Zilk und Hitler haargenau wie Hitler - fängt man irgendwann an der Echtheit des ganzen zu zweifeln. Und wenn man sich ganz vorne in die erste Reihe setzt erkennt man: es sind wirklich nicht Zilk und Hitler. Es sind zwei Maschinen. Zwei triviale Antidenkapparate. Zwei ganz parlaments- und fernsehübliche Diskursgeneratoren. Die Zilkmaschine verwurschtet alles und sein Gegenteil in joviale Besserwisserei, die Hitlermaschine spart alle Anfechtungen und Widersprüche auf, um sie schließlich mit einem vernichtenden Schlag endzulösen. Die Publikumsmaschine lacht immer dann, wenn etwas anders kommt, als sie es erwartet hatte, egal was. Gespenstisch. Ein Crash-Kurs in Politmechanik. Absolvieren Sie ihn! Dann kommen Sie auch schneller drauf, wo bei der Häuplmaschine die Schrauben locker sind.

Maschek sind am 31.3. im fundernovum in St. Veit an der Glan zu sehen. Gemeinsam mit Drehli Robnik und momochrom unterziehen sie dort unter dem Motto "Wohlfühlwelt" die Fremdenverkehrspoesie einer Realitätstauglichkeitsprüfung. Weitere Termine unter: www.maschek.org.

"Überlebenskünstler. Dr. Zilk im Gespräch mit Adolf Hitler" von und mit Peter Paul Skrepek, Thomas Gratzer und Hubsi Kramar noch bis 7. April im Spektakel, Hamburgerstr.14

 


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