DER
STANDARD
Freitag, 17. Dezemberr 1999, Seite 15 |
Fernsehen |
TV-TAGEBUCH
Nachdenk-Pause
Nachdem am Donnerstag das Beste
der Kranken Brüder und Schwestern gezeigt wurde - der einzige
wirkliche Scherz dieser völlig misslungenen Sendung - stellt sich
zurecht die Frage: Wie sieht jetzt die von Kathrin Zechner verordnete
Nachdenk-Pause für ORF-Spaßvögel aus? Beschenken sich
die Comedy-Talente am Küniglberg zu Weihnachten gegenseitig mit inspirierenden
Witze-Büchern? Schaut man sich zum dreihundertsten Mal Monty Python's
Flying Circus an? Klagt man weiter darüber, dass bei uns leider
in Ermangelung von Konzepten und Budgets die Vorbereitung von Sendungen
ausbleiben muss und dafür das "Learning by doing" zu regieren
hat?
Es kann doch nicht angehen, dass
man tatsächliche Hoffnungsträger wie Projekt X oder Stermann/Grissemann
oder - den ORF-Verantwortlichen gottlob noch entgangen - Maschek durch
unsägliche Kollaborationen mit diversen Hektikern straflos
beschädigt. Und dass jetzt alle in Interviews sagen: "Das musste
so kommen." Weil tatsächlich jeder wusste, dass das nicht gut
gehen kann.
Brüder und Schwestern, so aufwendig
kann "Lernen" am Küniglberg sein: Dodo Roscic und ihr schnell
abgesetzter Erotik-Talk bzw. Karin Resetarits mit ihren verzweifelten
Absolut-Anstrengungen runden das desaströse Bild einer ORF-Programmentwicklung
ab, für die die mittlerweile zur lieben Gewohnheit gewordenen "Nachdenk-Pausen"
nicht mehr ausreichen dürften. Es kommt der Verdacht auf, dass hier
vor allem das Nachdenken längst Pause gemacht hat. (cp)
© DER STANDARD, 17. Dezember 1999
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