Spaß und
Senilität: Volks- und Herzensbildung mit "Maschek"
Wien - Ausdrücklich sei
an dieser Stelle einmal festgehalten: Unter einer neuen, ambitionierten
Leitung exerziert das Wiener Schikaneder Kino vor, wie man in harten
Zeiten wie diesen als kleines Lichtspieltheater mit Rahmenprogrammen,
Lesungen, Kinderveranstaltungen und einem charmant heruntergekommenen
Gastronomie-Angebot durchaus noch Nischen finden und füllen kann.
Am Samstag zum Beispiel wird ein Kleinkunst-Special
der besonderen Art geboten: Maschek, drei Herrschaften, die mittlerweile
durch Sendungen auf Radio Orange 94.0 und (leider schon wieder eingestellte)
TV-Clips für TIV berüchtigte Berühmtheit erlangten, werden
live das bieten, was sie selbst eher kryptisch so umschreiben: "infotainment
für pensionistinnen und pensionäre jeden alters. animation
für die alten naiven und alternden alternativen. volksbildung für
alle auslandswienerinnen und -wiener. große kunst für die
dame und den herrn von welt."
Hier ist wohl Aufklärung und weitere
Anpreisung vonnöten: Maschek ist etwa die Erfahrung, die
man macht, wenn man nach sehr viel Konsum von Loriot keine Cartoons
oder Sketches mehr sehen kann, aber ein gewisses Unbehagen an den Schwafeleien
des Alltags in die aktuelle Medienwelt mitgenommen hat. Keine lustigen
Strichmännchen mehr! Dafür gegen den Strich gebürstete
Konversations- und Sendungs-(Bewusstseins)-Klischees.
In wunderbar an den Haaren herbeigezogenen
öffentlichen Grundsatzdiskussionen (z. B. über "Emulation
und Retrosoziologie" oder "Bürowitze") und in findigem
Umgang mit Found Footage-Bildern geraten Maschek stimmungsmäßig
oft in geistige Nachbarschaft zu Projekt X oder Stermann und
Grissemann. Ein wenig mehr Eigenständigkeit, Schärfe und Unbequemlichkeit
wird die weitere Praxis also schon noch hervor bringen müssen.
Und auf dem Weg dorthin kann man diese Künstler mit Zukunft unterstützen
und ermutigen! Am Samstag zum Beispiel. (cp)
6. 11., Schikaneder, 4., Margaretenstraße 24, 587 02
62. 21.00