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Hauptausgabe vom 02.06.2003 - Seite 008
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GESPRÄCH: Die Medienkünstler "maschek." gastierten in der Stadtwerkstatt und in New York
"ORF hat Bildungsauftrag zur Gänze abgegeben"
VON CHRISTIAN PICHLER
Thomas Klestil hat die Nase voll von den Skandalgeschichten, die ihm angedichtet werden. Bei "Vera" verkündet er wenig staatstragend: "Håbt`s mi gern!" Udo Jürgens singt dazu die Hymne "Olle Mensch`n san ma z`wider". Auf Klestil folgt Sturm-Präsident Hannes Kartnig. Auf Kartnig DJ Ötzi.
Leider, es hilft nicht einmal, das Fernsehkastl mit einem herzhaften Tritt aus den eigenen vier Wänden zu befördern. Die unsäglichen Gestalten, die sich auf dem Wiener Opernball, beim ORF-Hochwasser-Benefiz oder anderswo tummeln, geistern unweigerlich in unseren Köpfen herum (Gerhard Berger mit Sonnenbrille vor wolkenverhangenem Himmel!).
Wie dem medialen Stumpfsinn entfliehen? Drei in Wien lebende Medienkünstler haben 1998 eine Gegenoffensive gestartet: der in Pichl bei Wels geborene Peter Hörmanseder sowie Robert Stachel und Ulrich Salamun aus Wr. Neustadt. Sie nennen sich maschek." (= ugs. von der "Maschekseite", d. h. von der Rückseite kommend).
Die ebenso einfache wie geniale Strategie: Die doofsten ORF-Produktionen ohne Ton auf eine Leinwand zu projizieren und selbst einen Text dazu zu improvisieren. Wie herrlich komisch das sein kann, demonstrierten maschek. am vergangenen Freitagabend vor der Linzer Stadtwerkstatt einem zahlreich erschienen Publikum. Zugleich war das Trio am Wochenende im New Yorker Austrian Cultural Forum vertreten. Und zwar auf einer Werkschau des freien österreichischen Films mit dem Beitrag "Der graue Star 2 - die Wehrmacht".
"Nicht mehr unabhängig"
Warum gerade der ORF als liebstes Satireopfer? maschek. im OÖN-Gespräch: "Der ORF geriert sich staatstragend, ist aber in Wahrheit ein kulturelles und politisches Machtkartell. Der Bildungsauftrag wurde zur Gänze abgegeben, der ORF ist nicht mehr unabhängig." Totale TV-Verweigerung geht nicht: "Wenn wir schon dem ORF ausgeliefert sind, wollen wir nicht die strahlende Vorder-, sondern die beschissene Hinterseite zeigen. Zudem lässt sich mit seiner Hilfe verstehen, wie Österreich funktioniert bzw. warum es trotzdem funktioniert." Freilich bindet die Medienkünstler ein inniges Verhältnis an ihr Objekt: "Im Moment lieben wir den ORF, weil er immer schlimmer wird und somit unendlich viele Angriffsflächen bietet."
Internet: www.maschek.org
Satire als Gegengift: Stachel, Salamun, Hörmanseder Foto: maschek. |