Rudy Weissenbacher am 13.02.2001
Als Höhepunkt des Abends gaben Hagestolz & keine Söhne
begleitet von Gottes Sohn (Helmut Heiland) Lieder über "FreundInnen"
zum Besten: von Elfriede Ott bis zum Medienprofessor, Peter
Vitouch. Es trachtelte und dirndelde. Insider müssen wohl gewusst
haben, dass ein Trachtenoutfit nicht nur ihren sex appeal
positiv verstärken würde. Sie erschienen angemessen gekleidet und
wurden dafür mit Vorarlberger Kräuterschnaps hochgeistig belohnt.
Auf der Bühne, hinter dem Krukenkreuz ("wiederbetätigungsrechtlich
unbedenklich") aber vor den Dokumentarfilmen von Bürgerkrieg und
Aufmärschen der Vaterländischen Front 1934, verglichen Drehli Robnik
und Peter Hörmanseder - selbst in nationaler Tracht - Zitate von
Dollfuß, Schüssel, Waldheim und anderen Österreichern und mischten
diese in die Musik der österreichischen Nationalwelle von Peter
Alexander bis Chuzpe. Als wiederkehrendes Stakkato erklang Schüssels
"Ich bin nicht Dollfuß", gegeben im März 2000 vor dem Österreichischen
Bauernbund. Dahinter im Film: 12. Februar 1934: Schüsse auf den
Gemeindebau. Abwechselnd mit Reden von Engelbert Dollfuß. Ebenso
wiederkehrend: "Ich hab' nur meine Pflicht getan." Nach einigen
anderen österreichischen Größen aus der Konserve schließlich live
der Höhepunkt des Abends: Lieder von berühmten, aber nicht mehr
taufrischen ÖsterreicherInnen. Hagestolz & keine Söhne,
musikalisch-technisch unterstützt vom Heiland, nahmen in ihrem wienerischen
Raunzgesang "FreundInnen" aufs Korn: Als "Votava und Grissemann"
(die Älteren) beklagten sie den unbegründeten Beliebtheitsvorsprung
ihrer jüngeren Pendants, das Publikum erfuhr von der Lebensgeschichte
Elfriede Otts, ebenso wie vom Umstand, dass die Kolumne von Professor
Thomas Maurer (Kabarett) im Kurier lustiger sei, als jene von Professor
Peter Vitouch (Kommunikationswissenschaft). Eindeutiger Höhepunkt
war die Ode an Bruno Kreisky. "Du woast mei erster Kanzler, des
vergiss i nie ...", verknüpft mit dem Wunsch der Wiederbegegnung:
"... mogsd net obakumman auf an schnön Kaffee ... weil da Kanzler,
den ma jedz hom, is a Weh." Obschon ursprünglich für Viktor Klima
geschrieben, schien das trachtengewandete Publikum Analogien zur
Gegenwart herzustellen.
Hagestolz & keine Söhne: http://hagestolz.maschek.org/
B72: http://www.b72.at/
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