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Der Bachelor als KHG

VON BEATE LAMMER (Die Presse) 11.02.2004

"Maschek" verfälschen im Wiener Rabenhof TV-Aussagen von Prominenten und Politikern.
Ihre Banalität lassen sie unangetastet.

`Maschek`im Wiener Rabenhof

Wahrscheinlich hat Thomas Klestil mit Hans Dichand in der Hofburg über irgendetwas ganz anderes gesprochen. Vage erinnert man sich an Nathalie Borgers "Krone"-Film. Nun kann man die beiden alten Herren wieder sehen - auf einer Großleinwand im Rabenhof. Hören nicht mehr, denn "Maschek redet drüber". Maschek, das sind die Kabarettisten Robert Stachel, Ulrich Salumun und Peter Hörmannseder. Sie synchronisieren alte TV-Übertragungen und legen den Sprechern neue Texte in den Mund. Jetzt erzählt Klestil, dass ihn die Berührung mit einem Stapel Kronen-Zeitungen von einem Beinleiden kuriert hat. Ein seniler Dichand freut sich über das Wunder und bittet Klestil, nach seinem Tod beim Papst zu intervenieren, dass er selig gesprochen werde.

Heinz Fischer kommt auch oft zu Wort. Karl-Heinz Grasser nicht. Dafür wird der Kalauer, dass sich der Finanzminister jetzt als Bachelor bewerben könnte, umgedreht: Der Bachelor in der Sendung "Vera" tritt bei Maschek unfreiwillig als Grasser auf.

Die Synchronisation ist gewollt schlecht. Die Sprecher im Bild sagen unübersehbar etwas anderes. Wenn sie Sprechpausen machen, halten Maschek auch inne, notfalls mitten im Halbsatz. Wenn die Sprecher länger reden, dann räuspern, grunzen und kichern die Kabarettisten, bis es sich wieder ausgeht. Genauso an den Haaren herbeigezogen wie die Synchronisation ist die Aktualisierung älterer TV-Aufzeichnungen. Wenn Schüssel und Klima zu sehen sind, dann werden sie halt als Schüssel und Gusenbauer vorgestellt, die im Fasching als "große Koalition" gehen. Dazu habe sich Gusenbauer eine Klima-Maske aufgesetzt und Schüssel ein Mascherl sowie eine Ganzhaar-Perücke aus der Schublade geholt. Im Prinzip, so zeigen Maschek, wiederholt sich alles. Politiker treten vor TV-Kameras und sagen etwas. Etwas, das nicht wert ist, festgehalten zu werden.

An genialer Banalität nicht zu überbieten sind die Texte. Worüber Dieter Chmelar mit Hansi Hinterseer vor vier Jahren auf dem Opernball gesprochen hat, hat uns schon damals nicht interessiert. Wir erfahren es auch nicht mehr. Bei Maschek jedenfalls schäkern Chmelar und Hinterseer über ihre gemeinsamen Erlebnisse mit einer "Miss Tirol". Das ist seicht. Aber vermutlich auch nicht seichter als das, was sie in Wirklichkeit besprochen haben.

Maschek haben sich bewusst keine Mühe gegeben. Mit gar nichts. Und darin besteht die Schärfe ihrer Kritik an den TV-Sagern von Politik- und Seitenblicke-Promis: Sie hätten auch etwas ganz anderes sagen können. Es hätte auch jemand ganz anderer sagen können. Es würde aber immer auf das Gleiche hinauslaufen.


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